Vor ein paar Tagen hat uns ein Brief erreicht von einer unser Ehrenamtlichen.
Ursula Keunecke ist schon seit vielen Jahren Teil des Mehrgenerationenhaus und
hat bei vielen Veranstaltungen mitgewirkt.
In ihrem Brief berichtet sie über ihre Ankunft in Norden, nachdem sie hier mit ihrem
Mann hingezogen ist. Zudem erzählt sie über ihre Zeit im MGH und wie sie dadurch
in Norden Anschluss fand und auch, wie die Angebote unseres Hauses die schwere
Coronazeit etwas leichter machten.
Wir bedanken uns bei dir Ursula für den netten Brief und sind sehr froh, dass du zum Mehrgenerationenhaus gehörst!
Hier unten können sie den Brief lesen:
Liebes MGH, liebe VHS Norden,
im August 2009 sind wir, das sind mein Mann und ich, nach Norden gezogen. Wir haben nach längerem Suchen diesen Wohnort für unseren Ruhestand gewählt, weil wir die Umgebung durch Ferienhäuser in Neßmersiel schon ein wenig kannten. Wir haben diesen Ort gewählt, weil wir hier quasi alles vorfanden, was uns wichtig war: überschaubare Größe, schönes Stadtbild, Krankenhaus, viele Radfahrmöglichkeiten, Stadtbibliothek, Kino, Theater, Cafés, Einkaufsstraße, … und eine Volkshochschule mit einem Mehrgenerationenhaus. Aber was war genau darunter zu verstehen? Ein Haus, in dem mehrere Generationen miteinander wohnen? Nein, das war es nicht! Es ging um Angebote im Rahmen der VHS, die die Möglichkeit boten, sich mit Menschen mehrerer Generationen zu treffen. Bei diesen Treffen ging es um Gesprächskreise, um Vorträge zu verschiedenen Themen, um gemeinsame Feiern, … . Alle Begegnungen waren sehr interessant und für uns Neubürger außerdem sehr hilfreich.
Zurück zu unserer Ankunft! Nachdem wir im Jahr 2009 alle Anmeldeformalitäten erledigt hatten, haben wir uns genauer über die kulturellen Angebote informiert. Wir konnten auch bald starten. Die ‚Filmrolle‘, ein besonderes Kinoprogramm, das in Zusammenarbeit mit der VHS alle zwei Wochen angeboten wurde, ging für uns schon am 08.09.2009 los. Ein Ehepaar, das in unserer Nachbarschaft wohnte, empfahl uns den Besuch des Kinos, den wir dann auch mehrfach dienstags wahrgenommen haben. Es ging immer um besondere Filme, in die zuvor eine Einführung gegeben wurde. Man konnte sich Getränke und Knabbereien bestellen, dann gemütlich Filme genießen wie ‚Die Klasse‘, ‚Der Knochenmann‘, ‚The Wrestler‘, usw.
Schon am 09.September startete dann in der VHS ein ‚Neubürger Treffen‘, das 14tägig fortgeführt wurde. Hierzu hatte die Leiterin dieses Angebotes (damals: Frau Grothus-Nee, später: Herr Hedemann) Referentinnen/Referenten eingeladen, die etwas über ostfriesisches Leben berichteten. Wir erfuhren etwas über die Geschichte Ostfrieslands, über Sitten und Gebräuche und etwas über die plattdeutsche Sprache. Die Gruppe besichtigte an anderen Vormittagen verschiedene Orte in der Stadt und in der Umgebung. Eine Stadtführung ergänzte die Kenntnisse, wir lernten die Ludgeri-Kirche kennen, das Teemuseum und die Theelacht, besuchten den SKN-Verlag, den Lütetsburger Park, den Norddeicher Hafen und einige andere Orte. Immer waren Expertinnen oder Experten dabei, die uns mit fundierten Informationen versorgten. So lernten wir nicht nur die übrigen Teilnehmer/innen dieser Neubürger-Treffen kennen, man spürte schnell eine Verbundenheit mit der ‚neuen Heimat‘. Unsere Nachbarn waren immer erstaunt über unsere Ortskenntnisse, die ihnen besser vorkamen als die eigenen.
Einen Höhepunkt bedeutete für mich persönlich die Adventszeit. MGH/VHS boten an allen Werktagen einen literarischen Adventskalender an. Von 16 Uhr bis 17 Uhr wurden bei Kaffee/Tee und Kuchen Geschichten und Gedichte vorgelesen. Dabei lernte ich nun mehrere Teilnehmerinnen kennen, die keine Neubürgerinnen, sondern eingesessene Norderinnen, bzw. Ostfriesinnen waren. Gleich bei meiner ersten Teilnahme lieh mir eine Norderin das Geld für Kaffee und Kuchen, weil ich nichts mithatte. Frau Gorke, die diese Veranstaltung leitete und die die Vorleser und Vorleserinnen eingeteilt hatte, gestaltete die Stunden sehr gemütlich, abwechslungsreich und stimmungsvoll. Ich habe dort Personen kennen gelernt, die ich bis heute gerne treffe. Wir kannten nun schon viele Leute und konnten bei Stadtbesuchen jede Menge ‚Prootjes‘ halten. Ein Ergebnis: Unsere Stadtspaziergänge am Samstag dauerten immer länger.
Aus dieser adventlichen Veranstaltung ging der Vorlesekreis des MGH hervor, der im Januar 2010 als 14tägige Einrichtung startete. Hier kristallisierte sich ein Kreis mehrerer Frauen und auch Männer heraus, die abwechselnd vorlasen. Man konnte seinen Wunschtermin in eine Liste eintragen. Wir nannten die Veranstaltung ‚Vorlesecafé‘ oder ‚Erzählcafé‘, denn es wurde nicht nur vorgelesen sondern auch erzählt. Daneben entwickelten sich nach und nach Ideen wie z. B. die, auch in anderen Einrichtungen vorzulesen: in Altenheimen oder Kindergärten. Das wurde gründlich geplant. Hier machte ich die erste Bekanntschaft mit Eva Mathias. Dann wurde die Planung auch umgesetzt. Ich habe das z. B. in Kindergärten gemacht zu verschiedenen Themen: Vorstellung des Buches ‚Vom Löwen, der nicht schreiben konnte‘/ Märchenkoffer: Die Bremer Stadtmusikanten /Geschichten zu Freundschaften. Für einige von uns entwickelten sich feste Vorlesetermine in bestimmten Einrichtungen. So habe ich z. B. von April 2011 bis zum Frühjahr 2015 jeden ersten Dienstag im Kindergarten der Andreasgemeinde (‚Kükennüst‘) vorgelesen. Die Kontakte erweiterten sich, weil man auch zu Festen des Kindergartens eingeladen wurde.
Eine weitere Idee in der Gruppe war, selbst Geschichten zu schreiben für Bewohner/innen der Norder Seniorenheime. Im Advent 2010 hatten wir unsere eigenen Weihnachtsgeschichten fertiggestellt. Frau Gorke hat die Seiten mit einigen Teilnehmerinnen des Vorlesekreises ausgestaltet und in Senioreneinrichtungen verteilt. Dieses ‚Heft‘ liegt mir noch vor.
Innerhalb dieses Vorlesekreises kannten wir uns schon recht gut. Darum wurde natürlich auch zusammen gefeiert. Besonders in Erinnerung ist mir die Maifeier geblieben. Am 30.04. 2010 haben wir in Westerende (bei den Eltern von Frau Gorke) einen Maibaum geschmückt, ihn über Land gefahren (mit dem Trecker, wir auf dem Anhänger), dann im Garten aufgestellt. Dabei hatten wir alle viel Spaß. Als wir uns mit dem Regelwerk rund um den Maibaum befasst hatten, habe ich mich gleich von der ‚Bewachung‘ abgemeldet. Ich hatte keine Lust, die ganze Nacht auf den Baum aufzupassen. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber ich meine, der Baum wäre auch gestohlen worden.
Eine weitere schöne Erinnerung habe ich von einer Radtour, die wir Pfingsten (24.05.2010) mit unseren Partnern, bzw. Partnerinnen unternommen haben. Während des Radelns und dann während des Mittagessens im heutigen ‚Café zur Leybucht‘ kam man gut ins Gespräch.
Aus dieser Gruppe entwickelte sich ein weiteres Projekt ‚Garten für jedermann‘. In der Umgebung des Hofes ‚Belvedere‘ (Buschhauser Drift) sollte ein Garten entstehen, in denen
Kindern und Erwachsenen ein Stück Nutzgarten zur Verfügung gestellt wurde. Die Zusammenarbeit mit einer Schule (Im Spiet) kam zustande. Nachmittags kamen Schülerinnen und Schüler und lernten Gartenarbeit kennen. Hier hat sich Helga Schreiber sehr engagiert (z. B. im Sommer: jeden Abend gegossen), mit ihr war ich über Jahre befreundet. Während der Ferien gab es vom MGH Angebote für Kinder. ‚Tipibau‘ war eines davon. Lina Ehrhardt hat es geleitet, ich habe für die Pausenverpflegung gesorgt. Kleine Feste fanden statt mit Kindern, Eltern, Großeltern, usw. (Kartoffelfest).
In den Räumen der VHS und im Garten gab es Forschertage für Kinder. Hier wurden immer Helferinnen und Helfer gesucht. Da man zum Kreis der ehrenamtlichen Aktiven gehörte, war man bei diesen lebhaften Tagen gerne dabei.
So sind viele Angebote auch in den Nachfolgejahren aus dem MGH/der KVHS gekommen. An angebotenen Kursen der VHS nahmen wir auch teil, z. B. an Sprachkursen (Platt, Englisch) oder Malkursen. Als Ehrenamtliche waren wir freiwillig eingespannt, haben dabei viele Leute getroffen, sind mit mehreren Generationen in Berührung gekommen. Wir haben ein Netz von Kenntnissen, von Bekanntschaften, Freundschaften, … aufbauen können. Bis heute sind das MGH und die VHS mit ihren Kursen und offenen Treffen dieser Haltepunkt geblieben. Nachdem man sich zeitweise aus dem Zusammenhalt gelöst hatte, weil man andere Betätigungsfelder für sich entdeckt hatte (ich: Führungen im Teemuseum/Lesungen in der Stadtbibliothek), blieben aber immer Berührungspunkte erhalten: Besuche im Büro bei Anja Heyken (Änderungen der Ehrenamtsverträge), die gemeinsamen Feiern (Sommerfeste, Weihnachtsfeiern) und die VHS-Kurse.
Als Corona uns das Leben schwer machte, ergaben sich wieder neue Möglichkeiten. Plötzlich waren ja alle bisherigen Kontakte und Verpflichtungen unterbrochen. Man fühlte sich auf einmal alt, wurde nicht mehr gebraucht. Uns hat wieder einmal das MGH geholfen. Wir konnten uns nicht persönlich treffen, aber: Wir konnten uns trotzdem sehen, wir entdeckten ZOOM. Das heißt im Klartext: Wir ‚erarbeiteten‘ uns ZOOM. Nach geduldig ausgeführten Übungen konnten wir miteinander erzählen und diskutieren und uns auch gegenseitig etwas vorführen. Das hat viel Spaß gemacht. Wir konnten so auch Planungen unterstützen: z. B. Beiträge für den digitalen Adventskalender (2020 und 2021) entwickeln. Diese Treffen per ZOOM führen wir bis heute mit Alexa Franzen weiter durch. Obwohl es wieder Angebote in Präsenz gibt, wollen wir sie auch beibehalten. Denn auch ZOOM hat Vorteile: Man kann zu Hause bleiben, kann es sich gemütlich machen. Schick machen muss man sich nicht – höchstens oben herum!!
Danke liebes MGH, danke liebe KVHS!
Ich freue mich auf weitere gemeinsame Aktivitäten.
Ursula Keunecke